Leaving Bad Bevensen
Ich habe in den letzten Tagen der AHB schon deutlich gemerkt, das ich mehr und mehr in den Zustand „Nu ist auch mal gut“ geraten bin. Die Rehaklinik verlässt man am relativ frühen Morgen. Am letzten Tag der AHB ist um 08:30 die Maßnahme beendet. Wahrscheinlich, weil viele Leute dann noch eine längere Fahrt vor sich haben. Beispielsweise mit der Bahn nach Hause. Ich hatte aber auch beobachtet, dass es eine Reihe von Menschen gab, die noch lange unten im Foyer gewartet haben, bis Verwandte sie abgeholt haben. Mir tat es immer sehr leid, wenn da Menschen mit ihren gepackten Koffern saßen. Irgendwie verloren. Im wahrsten Sinne wie bestellt, aber nicht abgeholt. Währenddessen werden die Zimmer schon wieder für die nächsten Leute bereit gemacht. Man hat dort also auch keine Chance, im Zimmer darauf zu warten.
Ich habe mehrfach gedacht, dass ich es eigentlich nicht abwarten konnte, auch am Ende meiner AHB zu sein. Es war an einem Tag arg neblig in Bad Bevensen. Die Leute verschwanden mit ihren Rollkoffern im Nebel und waren auf dem Weg in das Leben nach der Reha und für die meisten in ein Leben nach einem Ereignis wie einem Herzinfarkt oder wie bei mir nach einer grossen Operation. Ich stand an jenem Tag auf dem Balkon meines Zimmers und fand das eigentlich eine sehr schöne Allegorie (ja, das ist meine diesjährige Nutzung des Wortes) auf die Gedankenwelt war, in der ich mich in diesem Moment befand. Rund um das Krankenhaus konnte man sehen, wo es hingeht, aber alles, das etwas weiter weg war verschwand im Nebel. Und irgendwie hat sich alles das genauso angefühlt. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht eine Idee, wie jetzt alles weitergehen würde. Es war alles noch im Nebel.
Körperlich fühlte ich mich zunehmend fitter, aber die Frage, welche Auswirkungen das alles mental auf mich haben würde, war für mich irgendwie unklar. Im Nebel eben. Ich wusste allerdings auch, das wenn man durch den Nebel geht, sich die Blase dessen, was man sieht, sich mit verschiebt. Irgendwann würde das Krankenhaus, die Rehaklinik im Nebel hinter mir verschwinden und ich neue Dinge vor mir wahrnehmen.
Ich hatte mich am Ende der AHB bereits dazu entschlossen, nicht mehr im Krankenhaus zu schlafen. Die letzten zwei Nächte war ich bereits wieder zuhause in meinem eigenen Bett. Das lichtete für mich den Nebel ein Stück weit. Ich wollte wissen, wie ich damit klarkomme, das kein Arzt mehr auf Knopfdruck vor Ort ist. Ich aß an beiden Tagen auch schon nicht mehr im Patientenrestaurant. Was auch damit zusammenhing, dass die Lotterie des Sitznachbarn mir nach jenem Menschen mit suspekten Bandhoodie mir nun jemanden zugelost hat, der aus meiner Sicht ganz eindeutig erkältet war. Und ich hatte wenig Lust, mich daneben zu setzen. Ich hatte nur noch zwei Tage und wollte nicht auf der Ziellinie noch meinen Taschentuchverbrauch erheblich in die Höhe treiben.
Dann kommt der letzte Tag. Es finden dann keine Behandlungen mehr statt. Man hat keine Termine. Das letzte Blutabnehmen war da schon zwei Tage her. Man gibt seinen Zimmerschlüssel ab, die Vitalwertaufzeichnungen. Dafür erhält den Arztbericht. Und das war es dann. Mein Gepäck hatte ich schon einen Tag vorher nach Hause gebracht. Die letzte Fahrt mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss fahren. Die goldene Fahrstuhlfahrt sozusagen. Das letzte Mal durch die Glastüren nach draussen.
Ich stand vor dem Krankenhaus. Die Zeit nach der Operation hatte da so wirklich begonnen. Auch wenn sie bisher so ganz anders lief, als ich plante. Ich wollte eigentlich ein Coda schreiben, das erklärt, warum die Zeit teilsweise schwierig war. Aber das würde bedeuten, den Weg eines anderen Menschen zu beschreiben. Und das möchte ich nicht. Ich sage nur so viel: Es ist nicht mein Kampf, aber ich kämpfe mit. Das muss an dieser Stelle reichen. Verzeiht mir, dass am Ende das versprochene Coda fehlt.
Wie geht es Dir?
Freunde haben meinen Text verfolgt: Ich bin in den vergangenen Tagen mehrfach gefragt worden, wie es mir geht. War es mein persönliches Armageddon? War es eigentlich ganz okay, und weniger schlimm als gedacht? Walk in the park? Eigentlich war das letzte Kapitel als ein etwas kürzeres Kapitel geplant. Aber ich wollte diese Frage dann doch hier beantworten.
Die Antwort ist kompliziert. Weil sie nicht so eindeutig beantwortbar ist. Es ist nichts besser, genauso wie alles besser geworden ist.
Ich würde sagen, am ehesten ist die Zeit mit den Muppets Weihnachten vergleichbar. Chaos, aber am Ende wurde alles gut. Und man merkt, wie wichtig Freunde (wirkliche Freunde) und Familie sind.
Nichts wird besser
Die Operation und die Zeit danach sind ziemlich merkwürdig. Es geht um etwas, das ich im Grunde genommen eben vor einer Weile formuliert habe. Durch die OP wurde nichts körperlich besser. Ich schrieb, dass sich der Zustand vor der OP am Aneurysma sich eigentlich nicht so viel anders anfühlt als Normalität.
Es ist nicht so, dass man nach dieser OP wieder Dinge kann, die vor der OP nicht möglich waren. Es ist nicht so wie bei einer kaputten Herzklappe, die einen massiv einschränken kann und einem der Austausch diese Leistungsfähigkeit in einem gewissen Rahmen fast sofort wieder zurückgibt.
Man kommt bei dieser Operation aus einem Zustand, der sich körperlich normal anfühlt und gerät erst mal in einen Zustand, in dem man sich schwach fühlt und man muss sich die Normalität wieder erarbeiten. Man muss sich von absoluter Hilflosigkeit in den Stunden nach der OP wieder in ein funktionsfähiges Individuum verwandeln.
Was man dafür bekommt, ist etwas sehr Abstraktes: Risikominimierung. Etwas, das man so nicht greifen kann. Das macht es schwer, diese Operation mental zu fassen. Und das macht es nicht einfacher, mit der Operation und dem danach klarzukommen.
Gefühlt wird nichts besser, aber dabei ist eigentlich alles besser. Da sind wir wieder bei Risikoeinschätzung. Das Minimieren von Risiken löst nichts in den für Belohnung zuständigen Hirnarealen aus. Anders, als wenn man beispielsweise wieder eine Treppe hochlaufen kann, ohne jede zweite Stufe Luft holen zu müssen. Ganz komische Situation. Der Gedanke, dass man etwas anheben kann, ohne sich Sorgen machen muss, das es passieren kann, aber nicht muss … das ist sehr abstrakt. Man konnte es ja schon vorher, sollte es nur nicht tun.
Alles ist besser
Gleichzeitig ist das Leben jetzt ein anderes. Das, was mein Leben die letzten sieben Jahre bestimmt hat, ist nun fort. Es hat sich grundlegend etwas geändert. Es fühlt sich alles besser an. Eine Last ist von meinen Schultern genommen. Man erkennt das an Kleinigkeiten, an profanen Dingen. Vor der OP habe ich jeden Einkaufskorb schräg angeguckt, um zu überlegen, ob er vielleicht zu schwer ist. Mittlerweile greife ich ihn einfach und trage ihn in meine Wohnung. Sie sind nicht zu schwer. 7 Jahre Einkaufkörbe so zu packen, dass alle etwa gleich schwer sin und keiner über 10 kg … das ist immer noch automatisch in mir drin.
Diese wieder einkehrende Unbeschwertheit im täglichen Leben. Sie macht alles besser. Nicht nachdenken und sich nicht zurücknehmen zu müssen. Macht alles besser. Man braucht nur länger, um dies zu bemerken, weil der Kopf Zeit braucht, sich dieser abstrakten Änderung anzupassen. Weil es Zeit braucht, sie anhand von Kleinigkeiten zu bemerken.
GdB?
Meine Welt ist dennoch eine andere. Der Tag, als ich beim Sozialdienst des Krankenhauses war, brachte auch Erkenntnisse, die ich erst mal verarbeiten musste. Es gibt in der AHB einen Termin, in dem geklärt wird, was nach der AHB passiert. Denn in der AHB ist vor dem Restleben nach der OP. Und auch da wird man weiter unterstützt. Um manche Dinge musste ich mich nicht kümmern. Lange Geschichte, die hier nicht hingehört, warum. Aber andere Dinge bedürfen doch einer Klärung.
Es war etwas anderes, das mich derart beschäftigte: Wir kamen überein, dass für mich ein Antrag wegen Behinderung gestellt wird. Man kann es mal versuchen. Ich hoffe ehrlich gesagt, dass dieser abgelehnt wird. Denn ich fühle mich nicht behindert. Und ich glaube es wäre ein schlechter Aufbruch in eine neue Zeit, eine Zeit nach dem Aneurysma, ich diese mit einem GdB (Grad der Behinderung) beginne.
Aber auf der anderen Seite: Wahrscheinlich ist es vernünftig, einen solchen Antrag zu stellen. Wenn ich das richtig verstanden habe, basiert mein Antrag darauf, dass ich nicht mehr 100% bio bin, sondern eben eine Prothese in mir trage. Das ich unter Blutverdünnung lebe. Mal gucken. Das wird kein hoher GdB. Ich werde weiterhin normal parken müssen. Nicht einmal mein Vater hat die Erlaubnis dazu und da wäre es eigentlich geboten. Es ist für mich eher eine Dokumentation dessen, was passiert ist. Wer weiss, was in den nächsten Jahren mir noch widerfährt. Vielleicht ist diese Dokumentation in Zukunft noch wichtig.
Aber das überhaupt ein GdB in Erwägung wird, ist auch erstmal etwas, was ich erst mal in das gedankliche Gebäude einbauen muss. Denn dieser Gedanke ist ein weiterer Schlag in den Glauben der eigenen Unverwundbarkeit. Jenen Resten, die nach Aneurysma und OP noch übrig geblieben sind.
Danach
Ich glaube, ich werde noch eine ganze Zeit brauchen, um mit der neuen Situation klarzukommen. Ich werde noch einige Zeit brauchen, um wirklich endgültig mit dem Geschehenen klarzukommen. Nicht im Sinne, das ich wieder arbeiten kann, nicht in dem Sinne, dass ich die ganze Zeit daran denke. Sondern in dem Sinne, das jene 12 Wochen im Herbst 2025 Teil sich in meine Persönlichkeit einfügen.
Ich hatte mich mit meiner Hausärztin unterhalten, dass es mir seelisch zwischen dem Krankenhaus und der AHB nicht besonders gut ging. Ich sprach. Die Ärztin hörte zu. Sie überlegte kurz und sagte dann etwas, das ich in der Tat übersehen hatte: „Sie sind noch da“. Ja. Ich bin noch da. Harte Ansage. Man geht davon so selbstverständlich aus. Aber es ist nicht selbstverständlich, wie man denkt. Aber sie hatte völlig recht. Ich bin noch da. Und glücklich darüber.
Jeder Tag seit der OP ist für mich ein Geschenk. Ich habe mir vorgenommen, nach dieser OP jedes Jahr den 30.9 irgendwie besonders zu begehen: Ich weiss noch nicht was ich mache. Grillen mit Freunden und Familie. Nach Staberhuk fahren. An jenen mit Erinnerungen überladenen Strand nahe der Marineradarstelle, der mir so viel bedeutet.
Ich hoffe das ich bis zu meinem Ableben, wenn mich irgendwann mein Alter hinwegrafft, dem Zustand des Todes nicht noch einmal so nahekommen werde, wie an jenem 30.9. Es ist mir natürlich klar, dass ich ständig von den Ärzten getragen wurde, um nicht in Richtung Tod zu fallen. Aber es fühlt sich so an, als hätte ich nur an irgendeiner Stelle anders abbiegen müssen und ich wäre nicht mehr da. Und damit muss man auch erstmal klarkommen.
Dieses Klarkommen stört einen ziemlich beim Versuch, sich auf etwas zu konzentrieren. Dieser Text beispielsweise hat ewig gedauert. Die Konzentration kommt momentan zurück. Ich merkte, das ich jeden Tag länger am Text schreiben konnte. Wenn also bei Euch nach so einer OP das mit dem Denken nicht so gut klappt: War bei mir auch so, geht aber vorbei. Man ist eine ganze Zeit damit beschäftigt. Ich werde damit noch einige Zeit beschäftigt sein.
3 Monate später
Heute ist Heiligabend. Die letzten drei Monate waren anstrengend. Seelisch belastend. Körperlich fordernd. Umstände in meinem Freundes- und Verwandtenkreis (ich bleibe absichtlich im Unklaren) haben die Zeit weitaus anstrengender gemacht, als ich es erwartet hab. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich deutlich resilienter bin, als ich erwartet habe.
Ich hatte die Befürchtung, dass mich die Situation zu meinem Nachteil verändern würde. Ich glaube das ist nicht eingetreten. Aber die Jury berät dazu noch. Der alte Jörg vor 2018 ist noch nicht zurück. Ich bin nach drei Monaten zu dem Schluss gekommen, dass er auch nicht zurückkehren wird. Es entsteht etwas Neues. Geprägt von den sieben Jahren zwischen Diagnose und OP. Geprägt von den letzten 3 Monaten. Sowohl im positiven als auch im negativen. Aber „Ich bin noch da“ lässt mich positiv in die Zukunft gucken, auch wenn das Universum mit an einigen Stellen schon wieder gezeigt hat, das es böse lacht, wenn man Pläne macht.
Wie sieht es mit meiner sozialen Batterie aus. Nunja, besser, deutlich besser. Wenn ich die Skala absolut sehe. Ich würde sagen, in Zukunft geht noch ein Feldchen. Ich werte die Batterie mal nicht als Sozial-Nutriscore, der relativ in Kategorien misst. Was bei Karnevalisten als Depression zählt, ist für Norddeutsche wahrscheinlich Dienstag. Mein Sozialnutriscore wäre also dann rechts, wenn ich mich mit anderen Norddeutschen vergleiche. Im Vergleich zu Karnevalisten wahrscheinlich tief rot. Aber ich fühle mich wieder bereit für die Welt. Bereit für Neues.

Ich werde in wenigen Tagen wieder arbeiten. Ich habe schon vorher angefangen, an Videokonferenzen teilzunehmen, um nicht völlig überrollt zu werden, wenn ich von jetzt auf gleich wieder mit der Arbeit anfange. Ich bin hier meinem Manager , vielen Menschen in der Firma und der Firma als Organisation dankbar, dass sie mich hier so unterstützt haben. Hier muss ich echt sagen: Ehre, wem Ehre gebührt.
Vor der OP dachte ich, das ich nach 6 Wochen wieder mit der Arbeit beginnen kann. Ich wollte dem Arzt in der Reha nicht glauben, dass Patienten üblicherweise 3 Monate benötigen, um körperlich und geistig wieder fit genug zu werden, um zu arbeiten. Dieser Unglaube war absurd. Von den 3 Monaten war ich allein fast die Hälfte in Krankenhäusern. Ich hatte also nur die andere Hälfte der Zeit, um mich zuhause wieder zu erholen. Das ist nicht allzuviel Zeit.
Der Arzt hatte recht. Ich brauchte die Zeit. Meine Konzentration ist immer noch nicht da, wo sie mal war. Ich merke, dass sie immer besser wird. Ich denke, sie wird in einer Woche gut genug sein, um mich wieder dem Alltag zu stellen. Mich meinem Beruf zu stellen. Ich habe mir letzte Woche einen neuen Bürostuhl gekauft zur „Feier“ dass es bald wieder los geht. Weil ich weiss, dass ich viel Zeit in diesem verbringen werde. Weil ich gelernt habe, wie empfindlich die Gesundheit ist. Mein alter Bürostuhl war zwar noch okay. Aber für mich ist dieser neue Stuhl auch ein Zeichen, das es jetzt weitergeht. Und der Stuhl hat eine derartig lange Garantie, dass er mich fast über den Rest meines Arbeitslebens tragen wird. Wie ich schrieb: Das Ende der AHB, das vorläufige Ende der Rekonvaleszenz ist der erste Tag des postoperativen Lebens.
Ich hatte mich in Bad Bevensen gewundert, warum da so viele Puzzle standen. Ich vermutete erst, dass das nur ein Weg war, Zeit totzuschlagen. Puzzle machen mich wahnsinnig. Irgendwann komme ich in Versuchung, sie zu brute-forcen. Was nicht geht. Daher scheiterten bisher meine Versuche, ein Puzzle zu lösen. Puzzle sind nur aufteilte Bilder für mich. Kein wirklich funktionaler Zusammenhang. Die Trennung ergibt keinen Sinn, hat keine Funktion. Eine Enterprise-D später weiss ich, das Puzzlen wahrscheinlich ein Weg ist - ein sehr guter Weg ist - seinen Fokus wiederzufinden. Wenn man dabei eben nicht wahnsinnig wird. Er war es nur nicht für mich. Und die Trennung in Teile ergibt irgendwie bei Lego deutlich mehr Sinn als bei den Stanzteilen eines Puzzlebildes.

Ich habe durch den Legobausatz viel Fokus wiedererlangt. Ich habe mir natürlich den Bausatz gekauft, weil ich großer Fan der TNG-Serie bin. Ich hatte dabei kein Ziel vor Augen. Um so erfreuter war ich, als ich bemerkte, wie sehr mir diese 3600 Teile am Ende halfen.
Ich fühle mich jetzt fast wieder bereit, die Welt anzugehen. Noch länger zu warten, ergibt keinen Sinn. Auch wenn noch längst nicht alles normal ist, wird mir der Alltag dabei helfen, die Normalität wieder zu finden.
Um die Frage zu beantworten, wie es mir geht: Es hängt noch ein wenig von meiner Tagesform ab. Die meisten Stunden der Tage würde ich sagen gut. Körperlich erinnere ich manchmal erst daran, was passiert ist, wenn ich morgens nach dem Duschen im Spiegel auf die immer noch deutlich sichtbare, etwas rote Narbe auf meiner Brust gucke und denke „Oh, ja, da war was“. Diese Narbe wird nie mehr verschwinden. Sie wird vielleicht weniger rötlich werden, aber sie wird bleiben. Auch sie verbindet mich mit den letzten 3 Monaten.
Mein Körper hat in den letzten zwei bis drei Wochen aufgehört, mich ständig daran zu erinnern was passiert ist. Selbst der Schulterblick ist seit einer Woche wieder möglich, ohne dass ich erinnert werde, was mit meinen Rippen passiert ist. Auch das war für mich ein großer Fortschritt. Ich bin immer noch nicht wirklich fit. Aber Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden. Fitness wird auch nicht durch die AHB und ein wenig Training erschaffen. Das ist eine Aufgabe für die nächsten Monate.
Geschafft
Jörg, Du hast Die Du hast nun kein Aneurysma mehr. Ich glaube so ganz ist das immer noch nicht in meinem Kopf angekommen. An dem Tag, an dem ich diese Zeile schreibe ist es gerade erst etwas über drei Monate her, dass ich operiert wurde. 6 Wochen nach der OP war es noch gar nicht angekommen. Ich erinnere mich noch an diese Zeit. Aber so langsam dämmert es.
Ich werde meinen Lebtag Medikamente nehmen müssen zur leichten Blutverdünnung (Aspirin reicht). Ich werde meinen Lebtag vor jedem Zahnarztbesuch Antibiotika nehmen müssen. Aber ich werde auch meinen Lebtag keine Angst mehr haben müssen, das an der Stelle, an der am 26. November 2018 das Aneurysma entdeckt wurde, meine Aorta platzt und ich daran versterbe. Das war alles, was mir in den 3 Monaten widerfahren ist wert. Ich würde es jederzeit wieder in Angriff nehmen.
Und ich kann nur sagen: Auch wenn die Angst vor der OP groß war, so ist die Angst, die man im Leben vor der OP hat, deutlich größer. Man merkt es nur nicht so. Weil man sie jeden Tag in kleinen Portionen gefüttert bekommt. Man merkt das erst, wenn man nicht mehr seinen täglichen Löffel Befürchtungen bekommt.
Ich schrieb, dass der Zustand vor der OP eben auch mit Sorgen und Angst versehen ist. Wie ist es jetzt damit? Angst entsteht nicht an einem Tag, Angst geht auch nicht an einem Tag. Unsicherheit geht nicht an einem Tag. Aus genau dem Grunde ist man nach dieser OP auch lange arbeitsunfähig. Aber ich merke schon, dass es irgendwie okay wird. Das war mein Ziel. Und mehr wollte ich nicht.
Frohe Weihnachten
Ich wünsche Euch alles Gute zu Weihnachten. Auch meine Glücksbringer und Ankerpunkte der letzten 12 Monate lassen grüßen.

Morgen wird es noch einen letzten Teil dieser Reihe geben. Es wird eine Danksagung werden. Eher kurz. Aber meine Geschichte der letzten drei Monate ist hiermit zu Ende erzählt. Ich werde vielleicht am 30.9. schreiben, wie das erste Jahr seit der OP war. Danke, das ihr meine Geschichte gelesen habt.