Die NATO, Putin und die starken Worte

Was erwartet eigentlich die Nato? Das sich Putin einfach in die Ecke stellt, und nicht dazu sagt, das vitale Sicherheitsinteressen Russlands verletzt werden? Ein Raketenschild, der für seinen nominellen Einsatzzweck vollkommen fehlplaziert ist? Sind da vielleicht doch noch die alten Feindbilder in den Köpfen der Nato? Im Grunde genommen ist das doch das gleiche wie die Kubakrise in klein. Man stellt dem gegenüber eine Beleidung direkt vor die Haustür. Witzig finde ich auch die Vorhaltungen, das Putin doch seinen imperialistischen Tonfall mässigen soll. Das sagen gerade diejenigen die momentan versuchen, den Irak zu formen und drauf und dran sind, den Iran als nächstes Ziel ins Auge zu nehmen, wobei sie noch nicht mal mit ihrem Afghanistanfeldzug fertig sind, und dort jetzt versuchen andere Länder in die Verantwortung zu ziehen. Die Lieferung von Boden-Luft-Raketen durch Russland an den Iran wäre da dann klassisches Containment. Die amerikanische Überlegenheit ist vornehmlich ihrer Luftwaffe geschuldet. Nimmt man diese aus der Gleichung raus (wegen öffentlich nicht vertretbarer Verluste) sind auch die amerikanischen Streitkräfte eine ganz normale Armee, nicht einmal sonderlich effektiv, weil die öffentliche Meinung grosse Verluste nicht hinnimmt und so besonders gefährliche Operationen nicht oder nur im kleinen Umfang durchgeführt werden können. Ist vielleicht das die asymetrische, aber effektive Antwort, von der Putin sprach? Was die angebliche iranische Atombombe angeht. Nunja, wenn sie detonieren wird, dann wird sie auf dem eigenen Gelände detonieren. Herr Chirac hat es ja recht treffend gesagt: Du lässt das Ding bei uns explodieren, wir machen Parkplatz aus Teheran. Die Franzosen haben ohne Zweifel die Fähigkeit und den Willen dazu, so zu reagieren. Dafür ist das Ding aber garnicht gedacht: Es ist eine verdammt mächtige Waffe gegen eine Panzerspitze, die auf Teheran zurollt. Wenn also die Amerikaner ihren Machtanspruch im Nahen Osten ausbauen wollen und es das iranische Bombenbauprogramm wirklich gibt, ist jetzt die letzte Möglichkeit, die iranische Führung auszutauschen. In einigen Jahren steht der Iran unter einem eigenen atomaren Schutzschild, der solche Dinge unmöglich macht. Manchmal habe ich das Gefühl das die relativ friedliche Weltordnung nur ein Intermezzo von 1989 bis 2001 war. Wir haben es wieder geschafft, uns an die Grenze eines weiteren ziemlich dunklen Zeitalters zu manövrieren. Es rücken jetzt viele Länder in eine Stufe vor, die die Grossmächte nach 1945 erreicht haben. Die Grossmächte haben sich nur deshalb nicht gegenseitig beschossen, weil einfach zuviel auf dem Spiel stand. Nur: Diesmal sind diese Waffen in Händen von Ländern und Regenten, die weniger zu verlieren haben, oder im Angesicht ihres Untergangs noch ein Zeichen setzen wolln. Dieses dunkle Zeitalter wird gegebenfalls nicht so glimpflich ablaufen, wie der kalte Krieg.