Welches Solaris?

Ich habe im März im Rahmen der Probleme, die damaliger Zeit planet3dnow hatte, erläutert für wen welche Solaris Version optimal ist. Es ist seit dem eine weitere Version hinzugekommen: OpenSolaris Developer Preview. Vielleicht ist es daher an der Zeit diesen Artikel etwas aufzufrischen. Wichtig ist das man mit der Nomenklatura etwas aufpassen muss. Vielleicht sollte ich daher erstmal mit den verschiedenen Solaris Versionen anfangen. Es gibt Solaris … so wie wir es alle kennen … Solaris 2.x, 7, 8, 9, 10. Ich werde das im folgenden Solaris nennen. Sozusagen unser Flagschiffprodukt. Hier geht Stabilität vor allem, intensivste Qualitätssicherung. Wer sich wundert, das wir teilweise ein geplantes und im Vertrauen zugefluestertes Releasedatum nicht einhalten: Showstopperbugs führen zu Respin des Prozesses. Klar gibt es auch hier Bugs, die im Betrieb beim Kunden auffallen, aber das liegt in der Natur der Softwareentwicklung. Es gibt Patches und man kann die Subscription erwerben, den Wartungsvertrag. Wichtig: Wer ein System von Sun mit einem SunSpectrum-Vertrag unter Wartung hat, hat automatisch auch Solaris Support auf dieser Maschine. Dann gibt es Opensolaris, aus diesem Code wird zweiwöchentlich die Solaris Community Edition gebaut. Jede dieser Distributionen wird mit ihrer Buildnummer bezeichnet. Hier findet man oefters die Bezeichnung SXCE b70. Das ist eben der Build 70 der Solaris Community Edition. Etwa alle drei Monate wird ein besonders stabiles Release der Community Edition ausgewählt und in die sogenannte Developer Edition überführt. Diese Version wird oft auch als SXDE genannt. Die Versionierung erfolgt über das Erscheinungsdatum. Aktuell ist SXDE 09/07. An diese Version werden Entwicklungstools gebundlet und dann wird dort auch eine Qualitätssicherung durchgeführt, die zu weiteren Bugfixes für diesen Build führt: Die Grundlage von SXDE 09/07 ist beispielsweise SXCE im Build 70b. Mittlerweile gibt es noch die Opensolaris Developer Preview. Das ganze ist ein Ergebnis des Projekts “Indiana”. Wie passt diese nun ins Bild? Momentan: Es ist eine Preview und damit sicherlich nicht für Produktion verwendbar. Darum heisst es ja auch Preview. Es geht darum, Entwicklern einen ersten Blick, auf das was kommt, zu bieten. Anders wird es aussehen, wenn im März nächsten Jahres OpenSolaris 03/08 (oder wie es dann auch genau heisst) herauskommt. Das ist definitiv fürs Rechenzentrum geeignet und ist auch so geplant, naemlich als Solaris für Rechenzentren die entweder auf das GNU-Toolset angewiesen oder deren Deploymentprozesse auf ein Distributionsmodell zugeschnitten sind. Und ich denke, ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, das eine Reihe von internen Entwicklungen auf Opensolaris aufsetzen werden. Soweit ich informiert bin, wird OpenSolaris (Idiana) SXDE ablösen, was logisch ist, da man die neuesten Entwicklungen in Solaris auch in dieser Version ausprobieren kann. Was für ein Solaris sollte man nun nutzen? Das hängt von den Anforderungen ab und von der Frage ob man Geld in die Hand nehmen moechte:


Business Critical   Solaris 10 mit Wartungsvertag
Testen für eine solche Umgebung   Solaris 10
Stabiler Betrieb aber kein Geld für WV   SXDE
Spielen mit Bleeding Edge   SXCE/OpenSolaris DP

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Ich bekomme auch häufiger Fragen: Solaris Express im Datacenter. Ja, kann man machen … und es gibt auch eine Reihe von bekennenden Kunden … beispielsweise Joyent.Ansonsten:Ich habe einen Kunden in Hamburg, der lange auf seinen X4500ern Opensolaris eingesetzt hat, weil sie bestimmte ZFS Features gebraucht haben (und würde es für Solaris Express Patches geben, wären sie sicherlich immer noch dort). Nur einige Hinweise dazu: Es gibt dafür nur eingeschränkten Support, man sollte also recht genau wissen was man da macht. Patches gibt es nicht, beschäftigt euch daher mit Liveupgrade. Es kommen oftmals Fragen auf, wie es mit der Stabilität von Opensolaris aussieht. Der Prozess, der genutzt wird, um Änderungen in Solaris einzupflegen, verhindert sehr zuverlässig, das Code eingepflegt wird, der einem sofort vor die Füsse fällt. Auch wenn Solaris Express oft als unsere Entwicklungsumgebung bezeichnet wird, stimmt das nicht wirklich. Ich werde dazu aber mal einen eigenen Artikel schreiben. Nur soviel: Bevor es ans wirklich Coden geht durchläuft der Vorschlag erstmal ein Architecture Review. Entwickelt wird nicht auf dem Code, der zu Solaris Express wird. Die Entwicklungsgruppen erzeugen Snapshots vom Codebaum , auf denen sie dann entwickeln Wenn die Entwicklung irgendwann auch für Externe verwendbares und testbares ergibt, gibt es dann erste BFUs (mit denen kann man das Feature in ein Solaris einfügen, letztlich nicht viel anderes als ein cpio-ball. Diese BFUs sind die erste Möglichkeit für Solaris Express Anwender das Feature zu testen. BTW: Das Arbeiten auf einem gegebenfall älteren Snapshot erklaert auch, warum teilweise BFU nicht auf dem allerneusten Release funktionieren, meistens hat sich irgendetwas an Solaris Express geändert. Ist man sich dann recht sicher, das das Feature Opensolaris nicht destabilisieren wird, wird der Code den aktuellen Opensolarissource portiert. Das ist jetzt arg verkuerzt, deswegen auch demnaechst ein eigener Artikel. Was ich damit sagen will: Das “common knowledge”, das bei Linux bezueglich Entwickler- und Releaseversionen und deren Stabilität gilt, gilt nur sehr eingeschränkt und sehr bedingt für Solaris. SX CE und erst recht DE sind nicht das, was früher die ungeraden Kernel waren. Mein Rat ist es, auf jeden Fall für Solaris Express im Datacenter die Developer Edition einzusetzen. Die ist abgehangen, geht wie gesagt schon mal durch die Qualitätssicherung (wenn auch nicht so ausgiebig, wie bei Solaris) und ein Kollege, der dem OS Engineering nahesteht, hat angemerkt, das man den Integration von sehr viel neuem Code (Flag Days) mittlerweile so steuert, das ein Biweekly SXCE Build das zur Nutzung in SXDE auserkoren ist, nicht gleichzeitig Flag Day ist. So erhält man eine gute und ziemlich stabile Umgebung. Wenn man also ein Feature aus Opensolaris unbedingt haben möchte (Klassiker bei meinen Kunden: iSCSI-Target vor U4), ist Opensolaris DE durchaus eine Alternative. Einen weiteren Vorteil von Solaris Express darf man auch nicht verschweigen. Für Solaris 10 gibt es ohne Wartungsvertrag nur eine Auswahl von Patches, nämlich Security Patches, Unterstützung für neue Hardware und damit zusammenhängende Patches. Ohne Wartungsvertrag wartet man bis zum nächsten Release. Dort sind dann alle Patches enthalten. Man kommt also mit Opensolaris gegebenfalls schneller an Bugfixes als mit Solaris 10, wenn man die Ausgabe für die Subscription scheut.