Auch wir sind schuld ...

Wenn man sich die ganze Diskussion anguckt, die jetzt Google mit den versehentlich mitgeschnittenen Paketen, muss man sich sich fragen wer da Fehler gemacht hat. Sicherlich Google, allerdings halte ich das nach wie vor für ein lässliche Sünde, so lange das jetzt irgendwann mal gelöscht wird. Die politische Kaste unseres Landes die “Verbieten!Verbieten!Verbieten!” statt “Nachdenken!Nachdenken!Nachdenken!” predigt. Allerdings gebe ich auch mir die Schuld, jetzt nicht so direktpersönlich, sondern als Mitglied der technischen wissenden Kaste, der Gruppe, die im Schubladisierungwahn als “Digital Natives” bezeichnet, wird. Dieser Vorfall zeigt doch, das wir als technische Kaste es immer noch nicht geschafft haben, bei unseren Mitbürgern, die uns auf unserem Weg folgen, die nötige Aufmerksamkeit für die Vielzahl der Implikationen und - ja auch - Gefahren technischer Entwicklungen zu erzeugen. Die Vorteile der technischen Entwicklung müssen wir nicht predigen, das machen allerlei Marketingfirmen für uns. Aber wir müssen unseren Mitmenschen klarer machen, das Funksignale nicht da aufhören, wo sie für uns nützlich sind, sondern eben weiter tragen. Wir müssen Menschen klarer machen, das Daten kein Verfallsdatum haben, das es kein digitales Vergessen gibt. Übrigens: Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob der Kampf gegen DRM etwas Gutes ist. Auch wenn wir mit DRM unsere Musik/unsere Videos nicht auf jedem Player abspielen können, so böte DRM auf der anderen Seite auch eine Möglichkeit dem Internet das Vergessen beizubringen. Wir als Digital Natives mögen uns darüber aufregen, das unsere Musik nicht auf unserem präferierten Unix abzuspielen ist, das Buch vom Rechner verschwindet. Dem Normaluser da draussen ist es wichtiger, das das Photo vom Saufgelage irgendwann aus dem Netz verschwindet. Wir müssen unseren Mitbürgern klar machen, das WLANs immer zu verschlüsseln sind. Das Bluetooth nützlich ist, aber eben auch eine Funkbake, die eine erhebliche höhere Reichweite hat als Einzelhandels-RFID-Chips. Wir müssen unseren Mitbürgern klar machen, das Zertifikatswarnung für verschlüsselte Daten immer zu prüfen und nicht nur wegzudrücken sind. Wir müssen unseren Mitbürgern klar machen, das kein Dienst kostenlos ist, die Bezahlung manchmal nur wenig offensichtlich ist. Wir müssen unsere Mitbürgern erklären, das es ohne Preisgabe gewisser Daten bestimmte Dienste nicht mehr geben würde. Ohne das Scannen der WLANs würde es keine WLAN-basierte Navigation geben. Hier ist es an uns, den Menschen die Möglichkeit zu geben, eine bewusste und informierte Entscheidung zu fällen, ob die Preisgabe einer MAC-Adresse im Interesse eines funktionierenden WLAN-Ortungsystems in Ordnung ist - oder eben nicht. Wir sollten das nicht Medien überlassen, die ihre eigene Agenda haben und letztlich nur versuchen andere schlecht zu reden, um ihr eigenes sterbendes Businessmodell gegen neue Spieler auf dem Platz zu verteidigen. Ich mach das in meinem Umfeld … und ich hoffe das es andere auch in ihrem Umfeld machen: So lange die Leute nerven, bis sie merken, das man mit dem bewussten Umgang mit Privatsphäre, mit Daten nicht ganz unrecht hat. PS: Da fällt mir ein - wären Mitmenschen nicht so schwer zu mobilisieren, könnte man ja mal einen “Hack” bei den WLAN-Ortungsverfahren ausprobieren … einfach mal die MAC-Adressen aller Router um einen halben Kilometer verschieben … oder besser, an einer Stelle mit kleinen WLAN-Routern die Situation einer anderen Strasse nachbauen ;)